Andacht
zu Johannes 14,1-6
Der gute
Hirte (Miserikordias Domini), Tag 7
Lesung:
Johannes 14,1-6
Euer Herz
erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause
sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich
gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu
bereiten, will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich
bin. Und wo ich hingehe, den Weg wisst ihr. Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir
wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen? Jesus spricht zu
ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater
denn durch mich.
Thema:
Jesus der Weg, die Wahrheit und das Leben
Auslegung:
Man streiche den Artikel der die das,
und man wird breite Zustimmung finden. Nicht: Jesus der Weg, die Wahrheit und
das Leben, sondern nur noch: Jesus
Weg, Wahrheit und Leben: ein möglicher Weg neben anderen. Jesus oder Buddha,
Mohammed oder Yoga, Philosophie oder Esoterik. Und jeder muss seinen Weg finden
zu Gott.
Es wäre verlockend die Bibel in dieser Richtung zurechtzubiegen
und dem Zeitgeist anzupassen. Doch Jesus lässt keinen Zweifel daran, dass er
der einzige Weg zu Gott ist, und nicht nur ein Weg von vielen. Denn er sagt: Niemand kommt zum Vater denn durch mich. Dieser Satz ist eindeutig.
Deshalb ist es nicht anmaßend, sondern folgerichtig, wenn Kirche
heute daran festhält, dass Jesus der einzige Weg zu Gott ist. Dieser Ausschließlichkeitsanspruch bezieht sich
allerdings allein auf Jesus
Christus, nicht auf eine
bestimmte Gemeinde oder einen bestimmten Kulturkreis. Europäische Christen
müssen sich nicht nach jüdischem Ritus beschneiden lassen. Asiatische Pfarrer
müssen keinen schwarzen Talar tragen. Und Afrikaner müssen nicht reglos in der
Kirchenbank sitzen wie im kalten Europa üblich. Aus dem guten Hirten darf ein
großer Häuptling werden, aus dem abstrakten Wort Hoffnung der Blick über
den Horizont.
Das Evangelium soll erklingen auf dem ganzen Erdkreis. Die Völker
der Welt sollen sein, wie Instrumentengruppen eines großen Orchesters, das
Jesus Christus ehrt: den Weg, die Wahrheit und das Leben.
Gebet:
Lernen Sie den Satz auswendig! Christus spricht: Ich bin der Weg
und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.
Impuls:
Wie wäre es mit einem Buch, das das angerissene Thema vertieft?
Ulrich Parzany: Jesus der einzige Weg?, 1991 Neukirchen-Vluyn,
ISBN 3-7615-2486-2
Hintergrundinformationen:
v Die Aussage In
meines Vaters Hause sind viele Wohnungen... wurde oft im Sinne
eines relativistischen Wahrheitsbegriffes missbraucht: Jeder findet auf seine
Weise zu Gott, egal durch welche Religion. Das ist eine Fehlinterpretation.
Denn Jesus sagt deutlich, dass an ihm vorbei kein Weg zum Vater (und in die
vielen Wohnungen beim Vater) führt. ...niemand kommt zum Vater, denn durch mich.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin