Andacht
zu Markus 11,22-26
Wer
richtet, der rostet (4.Sonntag nach Trinitatis), Tag 7
Lesung:
Markus 11,22-26
Wahrlich,
ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer!
und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass geschehen werde,
was er sagt, so wird's ihm geschehen. Darum sage ich euch: Alles, was ihr
bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch
zuteilwerden. Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen
jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.
Thema:
Berge von Schuld fallen ins Meer
Auslegung:
Ein starker menschlicher
Wille kann viel
bewirken, zum Beispiel wenn ich ein fest verschlossenes Marmeladeglas öffnen
will. Normalerweise würde ich schnell aufgeben. Mein Wille aber sagt mir: Ich
schaffe das! Und dann habe ich viel mehr Kraft und Entschlossenheit, und
siehe da: es klappt.
Jesus redet vom Glauben,
der Berge versetzt. Er meint damit aber nicht die Macht des menschlichen
Willens, sondern die Macht des Gottvertrauens. Das darf man nicht verwechseln. Der Glaubende wendet sich an
Gott. Er bittet ihn. Und Gott kann jedes Gebet erfüllen, denn er ist
allmächtig. Gott versetzt Berge, nicht ich.
Einer der größten Berge, der zwischen Menschen und Gott stehen
kann, ist die Schuld. Und eines der größten Wunder Gottes
ist, dass er Berge von Schuld ins Meer werfen kann.
Wer diese Vergebung empfängt, soll sie auch anderen gewähren.
Darauf weist Jesus immer wieder hin. Vergeben heißt nicht: Schwamm drüber.
Sondern:
1. Versöhnungsbereit werden. Ich muss vernichtende Gedanken
gegen den anderen abbauen, damit ich ihm fair und gelassen gegenübertreten
kann. Gott kann die Berge meines Hasses, Grolles und meiner Bitterkeit ins Meer
werfen, wenn ich ihn darum bitte. 2. Es
sollte, wenn möglich, ein klärendes
Gespräch folgen. Die
Karten müssen auf den Tisch. Dem anderen muss aufgezeigt werden, wie sehr er
einen verletzt hat. Aber das in Versöhnungsbereitschaft. Fachleute nennen das
liebevolle Konfrontation.
3. Und nun folgt
das, was Jesus sagt: vergeben, wenn der
andere aufrichtig um Vergebung bittet.
Gebet:
Herr Jesus, ich möchte ganz auf dich vertrauen. Du kannst Berge
von Schuld, Bitterkeit, Hass und Feindschaft ins Meer werfen. Ich bitte dich konkret für ... Nimm die Schuld hinweg. Schenke Versöhnung. Herr, gib uns
deinen Frieden.
Impuls:
Wem gegenüber müssten Sie versöhnungsbereiter werden?
Hintergrundinformationen:
v Thema Vergebung siehe Thema Frei von Schuld
v Was ist zum Beispiel,
wenn die Bitte um Vergebung nicht so ganz ehrlich gemeint ist,
sondern nur ausgesprochen wird, um die Sache schnell und elegant zu lösen (Der
andere ist ja Christ. Er muss mir also vergeben!)? Dann gibt es Grund zu einer
neuen liebevollen Konfrontation.
Oder was ist, wenn die Schuld wie meistens auf beiden Seiten
liegt? Dann ist es mein Part, den bei mir liegenden Anteil zu ermitteln und den
anderen um Vergebung zu bitten. Es ist aber auch mein Part, dem Anderen
versöhnungsbereit gegenüberzutreten und ihn liebevoll auf seinen Anteil an der
Schuld hinzuweisen, ihm zu sagen, was mich verletzt hat. Schuld und Vergebung im
Alltag,
das ist ein kompliziertes Kapitel. Man darf es nicht vereinfachen. Man darf
aber auch nicht aufgeben. Die Grundlinie für einen Christen muss heißen:
Versöhnungsbereitschaft.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin