Andacht zu Matthäus 5,17-24
Tipps fürs Leben (18. Sonntag nach Trinitatis), Tag 6

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Lesung:

Matthäus 5,17-24

Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: "Du sollst nicht töten"; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig. Darum: wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder und dann komm und opfere deine Gabe.

 

 

Thema:

Die Bedeutung des Alten Testamentes

 

Auslegung:

Wer Jesus reden hört, der spürt den anderen Akzent den seine Botschaft trägt. Er wiederholt nicht einfach nur das jüdische Gesetz, sondern sagt: „Ich aber sage euch...“ Das schafft Verunsicherung: Was macht Jesus mit dem Gesetz? Löst er es auf? Die eine Kehrseite der Angst vor falschem Leben ist die Gesetzlichkeit. Man möchte nichts falsch machen und zieht die Grenzen viel enger als es sein muss. Die andere Kehrseite der Angst vor falschem Leben ist die Freizügigkeit. Man möchte möglichst keine einengenden Regeln, weil sie die Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit einschränken. Jesus sagt ja zum alttestamentlichen Gesetz. Er will das nicht abschaffen, was Gott früher gesagt hat. Auch seine Nachfolger stehen nicht so hoch, dass sie Gottes Reden im AT beiseite schieben könnten. Dort, wo auch Christen das AT für minderwertig hielten, hat sich das nicht zum Segen der Gemeinde ausgewirkt. Die Einstufung als „Viehzüchter- und Zuhältergeschichten“ zur Zeit des NS-Regimes hat die Verachtung der Juden gefördert.

Jesus möchte aber eine andere Gerechtigkeit, in der das alttestamentliche Gesetz nicht formal wie bei den Pharisäern einfach angelernt wird, sondern dass Menschen die Absichten Gottes verstehen und sich vom Herzen her danach richten. Deshalb ist es nicht die wichtigste Frage: Ist das ausdrücklich von Gott verboten (und wenn nicht, können wir es ja tun)? Sondern die wichtigste Frage heißt: Wie können wir die Beziehung zu Gott stärken, damit wir sein Reden richtig verstehen und leben! Dann haben wir kapiert, was die Gebote wollen.

 

Gebet:

Herr, ich frage oft genug nach dem, was verboten ist. Lass meinen Blick nicht durch diese Frage eingeengt sein, sondern stärke meine Beziehung zu dir. Schenke Sensibilität für das, was du sagst.

 

Impuls:

Suchen Sie sich zwei Kapitel aus dem Alten Testament aus und lesen Sie die einfach einmal hintereinander durch.

 

Ergebnis:

Jesus erfüllt das Alte Testament. Er macht dadurch das Gesetz zum „alten Bund“. Gottes Gnade hat ein neues Flussbett gefunden, aber das vorherige Reden Gottes verrät viel von Gottes Absichten.

 

Hintergrundinformationen:

v     Das Jota ist der kleinste Buchstabe des hebräischen Alphabetes, die „Tüpfelchen“ sind Hinweiszeichen für die Aussprache.

v     Eine ähnliche Thematik wird in der Woche Ende einer Ära abgehandelt.

v     Das Gesetz umfasst verschiedene Bereiche. Gott gibt Regeln:

o       Für alle Menschen und welche Verantwortung sie für die Schöpfung tragen.

o       Für alle Menschen, wie Zusammenleben gelingen kann.

o       Für Israel, wie es Sitten und Gebräuche halten soll.

o       Für Israel, wie es als Staat regiert werden soll.

o       Für Israel, wie sich das gottesdienstliche Leben abspielen soll (Priester, Tempel)
Die Gesetze, die speziell für das Volk Israel gelten, sind für Christen nicht mehr zutreffend, weil es sich bei Christen nicht mehr um ein Volk handelt sondern sie in allen Nationen leben und Christus Opferkult und Tempel überflüssig gemacht hat.

 

 

Autor dieser Andacht: Konrad Flämig