Andacht zu Matthäus 6, 1-4

Jeder kann helfen (13. Sonntag nach Trinitatis) Tag 6

 

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Lesung:

Matthäus 6, 1-4

Habt acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

 

 

 

Thema:

Geben, ohne davon zu wissen

 

Auslegung:

„Tue Gutes und rede davon!“ sagt der Politiker und überreicht einen überdimensionalen Scheck an den örtlichen Kindergarten. Ein Foto und ein ausführlicher Bericht sind dem Wohltäter in der nächsten Ausgabe der Lokalzeitung sicher. Seine Motive: „gesehen werden“, „ausposaunen lassen“, „von den Leuten gepriesen werden“.

Ein solches Verhalten mag politisch klug sein. Dem Kindergarten mag dadurch wirkungsvoll geholfen werden. Klar bleiben muss: Das ist ein rein weltliches (und fragwürdiges) Spiel, in das auf keinen Fall Gott oder der Glaube hineingezogen werden darf.

Wer aus Glaubensgründen und für Gott etwas gibt, soll sich besonders sorgfältig um die Reinheit seiner Motive bemühen. Sein Ziel muss sein: nicht „gesehen werden“, nicht „ausposaunen lassen“, nicht „von den Leuten gepriesen werden“. Es ist eine Sache allein zwischen dem Geber und Gott. Es soll verborgen geschehen. Mit dem Satz “Lass die linke Hand nicht wissen, was die rechte tut” verlangt Jesus, dass nicht einmal der Wohltäter selbst über das nachdenken soll, was er tut. Das Motiv soll allein die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten sein. Die Gabe soll im Vertrauen gespendet werden, dass der Vater im Himmel davon weiß, und wenn er will, den Geber segnet. Das gelingt am besten, wenn wir auf den schauen, der hier redet: Jesus selbst. „Christus in mir“ kann mich von meiner eigenen pharisäerhaften Wesensart befreien und mein Herz frei machen für seine göttliche Liebe.

 

Gebet:

Herr, ich danke dir für die vielen Gaben in Form von Zeit, Geld und Begabungen, die du mir gegeben hast. Ich möchte sie zu deiner Ehre und aus Liebe zu dir einsetzen. Hilf mir bitte, aus reinen Motiven zu handeln. Mache mich frei von allem Stolz und Eigenruhm.

 

Impuls:

Wir machen uns bewusst, wo wir heute eine negative Spendenpraxis erkennen. Wir können an Listen von Spendern in Zeitungen, Beschriftungen mit dem Spendernamen an Parkbänken, oder den Pfennig oder Knopf denken, der in den Klingelbeutel gegeben wird, um überhaupt als Gebender erkannt zu werden. Wie verborgen geben wir selber?

 

Hintergrundinformationen:

v     Bei überraschend hohen Summen kam es zu biblischen Zeiten vor, das der Spender nach vorne gerufen wurde und neben dem Rabbi einen Platz fand. Für einen Frommen war es üblich, den Zehnten zu geben, zu gewissen Tageszeiten zu beten und montags und donnerstags zu fasten. In Matthäus 6,1-4 ist ausschließlich von der Vergabe von Geld für Wohltätigkeitszwecke die Rede.

 

Autor dieser Andacht: Rolf Trauernicht