Andacht
zu Markus 14,43-52
Sie
hassten ihn er liebte sie (Reminiszere), Tag 5
Lesung:
Markus 14,43-52
Und
alsbald, während er noch redete, kam herzu Judas, einer von den Zwölfen, und
mit ihm eine Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und
Schriftgelehrten und Ältesten. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt
und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's; den ergreift und führt ihn
sicher ab. Und als er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach: Rabbi! und küsste
ihn. Die aber legten Hand an ihn und ergriffen ihn. Einer aber von denen, die
dabeistanden, zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters
und hieb ihm ein Ohr ab. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ihr seid
ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich zu
fangen. Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr
habt mich nicht ergriffen. Aber so muss die Schrift erfüllt werden. Da
verließen ihn alle und flohen. Ein junger Mann aber folgte ihm nach, der war
mit einem Leinengewand bekleidet auf der bloßen Haut; und sie griffen nach ihm.
Er aber ließ das Gewand fahren und floh nackt davon.
Thema:
Der Ablehnung mit Liebe begegnen
Auslegung:
Drei Arten von Ablehnung erfährt Jesus in unserem Abschnitt:
1. Judas küsst seinen Herrn. Er heuchelt
Liebe. In Wirklichkeit verrät er Jesus auf sehr hinterhältige Weise. Jesus reagiert darauf, indem er
mitspielt und Judas klar als seinen Freund begrüßt. Warum reibt Jesus dem
Verräter nicht ein hartes Wort unter die Nase?
- z.B. Jetzt entpuppt sich, was für ein Teufelsbraten du bist!!
Warum antwortet Jesus so zahm? Warum kündigt er dem Judas nicht die
Freundschaft?
2. Offene Feindseligkeit. Da kommen Leute mit Schwertern und mit Stangen. Das ist ein
übertriebenes Polizeiaufgebot für die Festnahme eines unbewaffneten
Wanderpredigers. Offensichtlich wollen die Feinde Jesu 100%-ig sicher gehen.
Jesus weigert sich, Gewalt mit Gewalt zu erwidern. Im Johannesevangelium wird
sogar berichtet, dass Jesus das Ohr des Kriegsknechts wieder heilte, das Petrus
diesem mit dem Schwert abgeschlagen hatte. Auf Jesu Befehl muss Petrus sein
Schwert wieder einstecken.
3. Flucht der Freunde. Im entscheidenden Moment laufen sie davon und lassen ihren Herrn
im Stich. Jesus hätte mit Entlassung reagieren können. Er hätte den Jüngern
nachrufen können. Freunde wie ihr können mir gestohlen bleiben. Aber
Jesus verhält sich ganz anders: Er steht zu seinen 12 bzw. 11 Angsthasen und baut nach der Auferstehung durch sie
seine Gemeinde.
Drei Facetten der Feindesliebe Gottes werden darin sichtbar, wie Jesus mit den drei Arten der Ablehnung
umgeht. Jesus bleibt standhaft Liebender. Er lässt sich nicht zum Hass oder zur
Rache hinreißen.
Gebet:
Herr Jesus Christus, ich danke dir, dass deine Liebe auch dort nicht aufhört, wo Menschen versagen oder dich ablehnen. Von deiner Liebe lebe ich. Gib mir die
Kraft, meinen Mitmenschen mit derselben Liebe zu begegnen.
Impuls:
Wo finden sich die drei Arten der Ablehnung von Jesus auch heute wieder? Auf welcher Seite stehen Sie jeweils? Sind Sie Ablehnender, Zuschauender oder bekommen Sie die Ablehnung selbst zu spüren, die Jesus gilt? Was können Sie aus dem Vorbild Jesu lernen?
Hintergrundinformationen:
v Der Kuss war im Orient Begrüßungsritual
unter Freunden, ähnlich wie in unserem Kulturkreis der Handschlag bzw. die
angedeutete Umarmung.
v Vom jungen Mann, der Jesus nachfolgte
und nackt
floh,
wird nur im Markusevangelium berichtet. Möglicherweise handelt es sich um
jemand, der dem Evangelisten als Augenzeuge diente, oder gar um den
Evangelisten selbst.
v Jesus gebietet uns nicht
nur, Feindesliebe zu üben, sondern er selbst ist glänzendes Vorbild. Dazu siehe
Ein
Kampf, der sich lohnt, Text 1
Autor dieser Andacht: Robert Augustin