Andacht
zu 1. Könige 17,1-6
Keine
Sorge (15. Sonntag nach Trinitatis), Tag 5
Lesung:
1. Könige 17,1-6
Und es
sprach Elia, der Tischbiter, aus Tischbe in Gilead zu Ahab: So wahr der HERR,
der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: es soll diese Jahre weder Tau noch
Regen kommen, ich sage es denn. Da kam das Wort des HERRN zu ihm: Geh weg von
hier und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der zum Jordan
fließt. Und du sollst aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten,
dass sie dich dort versorgen sollen. Er aber ging hin und tat nach dem Wort des
HERRN und setzte sich nieder am Bach Krit, der zum Jordan fließt. Und die Raben
brachten ihm Brot und Fleisch des Morgens und des Abends, und er trank aus dem
Bach.
Thema:
In Gefahr und doch bewahrt
Auslegung:
Propheten leben gefährlich. Elia hat an König Ahab gerade eine
sehr unbequeme Nachricht weitergegeben. In einem Land, in dem es
locker über 40 °C im Schatten wird, soll es drei Jahre lang nicht regnen.
Verheerend für alle! Mit einer solchen Botschaft kann man sich keine Freunde
schaffen. Gott will das Volk und seinen König zum Nachdenken bringen, wer für
die Güter des Lebens wirklich
sorgen kann. Elia begibt
sich in Gefahr, aber es ist Gottes Auftrag. Und dieser Auftrag macht ihn
einsam. Schmerz, Trauer, Aussichtslosigkeit und Einsamkeit, das sind die
Gefühle, die den Propheten beschleichen. Aber Gott lässt seine Leute nicht
hängen. Wenn er einen Auftrag gibt, dann kümmert er sich auch um seine Leute.
Das Wunder geschieht, die Raben kommen und versorgen Elia.
Auch wir erwarten und erleben Wunder,
z.B. wenn wir in aussichtsloser Situation beten und Hilfe erfahren. Oder wenn
Menschen, von denen wir es nie vermutet hätten, bereit sind, Aufgaben zu
übernehmen. Das Anstrengende an den Wundern ist, dass sie soviel Nerven kosten.
Es zerrt an unseren Nerven, weil wir nicht wissen, ob die Hilfe wirklich kommt. Auch
wenn einer schon Wunder erlebt hat: Wer weiß, ob es eine Wiederholung geben
wird? Ob die Raben wiederkehren, weiß Elia nur von Tag zu Tag. Und wir Menschen
sind so veranlagt, dass wir zunächst einmal den schlimmsten Fall annehmen,
nämlich dass alles schief geht. Unser Text lädt dazu ein, die Spannung von
Wunder zu Wunder auszuhalten, in dem Vertrauen,
dass Gott seine Leute nicht alleine lässt. Lassen wir uns heute von Gott
versorgen, ohne alles schon für Morgen parat zu haben.
Gebet:
Herr, unser Gott, manches schenkst du
uns nur Tag für Tag. Lass uns nicht ungeduldig werden,
sondern die Spannung aushalten, dass du jeden Tag
neu für uns sorgst.
Impuls:
Wenn Sie von Gott ein Wunder erwarten, dann sagen Sie es ihm.
Ergebnis:
Manchmal führt uns Gott auf unbequeme Wege, die uns einsam machen und wenig aussichtsreich erscheinen. Aber er lässt uns nicht allein.
Hintergrundinformationen:
v König Ahab regierte in Nordisrael
mit der Hauptstadt Samaria von 871 bis 852 vor Christus. Durch seine
nichtjüdische Ehefrau Isebel wurde er dazu verführt, verschiedene ausländische
Religionen zu etablieren, wie z.B. den Baalskult (Fruchtbarkeits- und Machtgott). Der Prophet Elia
hingegen mahnt an, dass allein Jahwe, der Gott Israels, wahrer Gott sei und
verehrt werden müsse. Wegen dieser Botschaft wird Elia verfolgt. Seine Lage
verschärft sich, nachdem eine konkrete Dürreprophezeiung, die er im Namen
Jahwes abgegeben hat, sich bewahrheitet hatte.
Autor dieser Andacht: Konrad Flämig