Andacht zu Matthäus 5,33-37
Lichtblicke
(8. Sonntag nach Trinitatis), Tag 4
Lesung:
Matthäus 5,33-37
Ihr habt
weiter gehört, dass zu den Alten gesagt ist: "Du sollst keinen falschen
Eid schwören und sollst dem Herrn deinen Eid halten." Ich aber sage euch,
dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist
Gottes Thron; noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei
Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Auch sollst du nicht bei
deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder
schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das
ist vom Übel.
Thema:
Aufrichtig denken und reden
Auslegung:
Jesus beschäftigt sich mit der damals
inflationären Praxis zu schwören. Um den eigenen Worten Nachdruck zu
verleihen, schwor man bei Himmel und Erde, dem Gold des Tempels, dem eigenen
Haupt oder dem Altar. Aber wer so oft beteuern muss, dass er wirklich
aufrichtig ist, hat schon vorher allen Anlass dazu gegeben, seine Worte in
Zweifel zu ziehen. Jesus möchte, dass wir offen und ehrlich sind. Einige biblische Beispiele zeigen
uns, an welchen Punkten wir besonders aufpassen müssen. Nämlich dort,
a)
wo der
andere bewusst oder unbewusst getäuscht wird (1.Mose
27,1-29; Joseph und seine Brüder)
b)
wo böse Absicht im Spiel ist (2.Samuel 12,7; Davids Ehebruch mit
Bathseba)
c)
wo
Vertrauen und Zusammenleben durch Schweigen gestört werden (Markus
8,31-33; Petrus als Versucher)
d)
wo zum eigenen Vorteil gearbeitet wird (Apg. 5,1-11; Ananias und Saphira)
e)
wo
notwendigen Konflikten aus dem Weg gegangen wird (Apg.
6,1-3; Konflikte in der Urgemeinde)
f)
wo versucht
wird, Schuld oder Verantwortung
abzuschieben (1.Mose 4,9; Abwälzung der Verantwortung
bei Adam und Eva)
g)
wo die Verkündigung des Evangeliums in Frage gestellt wird (Apg. 14,14-20; Paulus und Barnabas sollen als Götter verehrt
werden)
Sicher ist es wichtig nachzudenken, wie
man eigene Erkenntnisse weitergibt. Es geht nicht darum, mit lieblos hingeworfenen
Bemerkungen den anderen platt zu machen. Aber falsche Rücksicht sollte kein
Entschuldigungsgrund sein, in den eigenen Worten mehr zu verbergen als Klarheit
zu bringen. Verlässliche
Rede ist das Fundament jeder vertrauensvollen Beziehung.
Gebet:
Herr, mit Worten kann ich viel auslösen
Gutes und Schwieriges. Gib mir die richtigen Worte,
damit mir Vertrauen geschenkt werden kann und ich kein falsches Spiel treibe.
Schenke mir viele Begegnungen, in denen die Kommunikation aufrichtig verläuft.
Impuls:
1. Welche Situationen kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie die obigen Kriterien lesen? An welchen Stellen scheint es Ihnen angebracht, die eigenen Haltung zu überdenken?
2. Suchen Sie sich aus den obigen Kriterien eines heraus, auf das Sie in den nächsten Tagen besonders achten wollen!
Ergebnis:
Unsere Beziehungen leben davon, dass wir untereinander aufrichtig sind. Eifrige Beteuerungen nähren eher den Verdacht etwas verstecken zu wollen. Jesus macht Mut zur Wahrhaftigkeit.
Autor dieser Andacht: Konrad Flämig