Andacht zu 1.Mose 50,15-21
Wer richtet, der rostet (4.Sonntag nach Trinitatis), Tag 4

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Lesung:

1.Mose 50,15-21

Die Brüder Josefs aber fürchteten sich, als ihr Vater gestorben war, und sprachen: Josef könnte uns gram sein und uns alle Bosheit vergelten, die wir an ihm getan haben. Darum ließen sie ihm sagen: Dein Vater befahl vor seinem Tode und sprach: So sollt ihr zu Josef sagen: Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, dass sie so übel an dir getan haben. Nun vergib doch diese Missetat uns, den Dienern des Gottes deines Vaters! Aber Josef weinte, als sie solches zu ihm sagten. Und seine Brüder gingen hin und fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte. Josef aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes Statt? Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk. So fürchtet euch nun nicht; ich will euch und eure Kinder versorgen. Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen.

 

 

Thema:

Versöhnung

 

Auslegung:

Zwei verwandte Familien bauen ein Doppelhaus. Viel passiert – nicht nur auf dem Bau, sondern auch menschlich. Vor allem zwischen den Frauen kracht es ständig. Irgendwann reden diese nicht mehr miteinander. Sie erzählen voneinander Schlechtes. Nach Jahrzehnten – der Zustand war unverändert - erklärt die Eine Ihrem Enkel: „Wenn du wüsstest, was die mir angetan hat! Solche Gemeinheiten kann man nicht verzeihen Beide Frauen sind inzwischen gestorben. Sie haben sich nie versöhnt.

Ein anderer Fall: Josef. Seine Brüder hatten ihm das Schlimmste angetan: Sie hatten versucht, ihn umzubringen. Sie waren brutal, skrupellos und gemein gewesen. Konnte ihnen Josef das jemals verzeihen? Nach vielen, vielen Jahren war Josef ein mächtiger Minister geworden. Seine Brüder bettelten bei ihm um Getreide. Hätte Josef da nicht Rache üben können? Es ihnen heimzahlen! - Ja, das hätte er, aber er tat es nicht. „Ich bin nicht der liebe Gott, sagt er. Will sagen: Ich bin nicht euer Richter. „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen“. Und nun gibt es in der Josefsgeschichte eine heilvolle Wendung: Das Herz Josefs fließt über vor Dankbarkeit gegenüber der Gnade und Barmherzigkeit Gottes. Wellen der Versöhnung bewegen sich auf die Brüder zu. Da werden die Freudentränen geflossen sein. Da wird Josef ein Fest gefeiert haben. Und alle werden eine Vorahnung bekommen haben von der gewaltigen Kraft der Liebe Gottes und seines Reiches.

 

Gebet:

Herr gib mir die Kraft versöhnungsbereit zu bleiben, auch wenn ein anderer mich jahrelang nicht mehr grüßt oder mich schneidet. Ich will nicht grollen und hassen. Sondern ich will für ihn beten. Schenke du Versöhnung, Herr!

 

Impuls:

Möchten Sie den Familienkrach und die Bitterkeit lieber mit ins Grab nehmen (Fall 1), oder möchten sie auf Versöhnung zuarbeiten? (Fall 2)?

Für den zweiten Fall könnten folgende Schritte wichtig sein:

(1)  Machen Sie sich klar: Ich bin nicht der liebe Gott. Ich bin nicht Richter.

(2)  Haben Sie Geduld. Warten Sie bis die andere Seite zu aufrichtiger Versöhnung bereit ist. Beten Sie gegebenenfalls darum.

(3)  Seien Sie offen, sich zu versöhnen. Nutzen Sie konkrete Chancen.

 

Hintergrundinformationen:

v     Die ganze Josefsgeschichte können Sie nachlesen in 1.Mose 37 und 39-50.

 

Autor dieser Andacht: Robert Augustin