Andacht zu Amos 5, 10-15
Jeder kann
helfen (13. Sonntag nach Trinitatis) Tag 4
Lesung:
Amos 5, 10-15
Sie sind
dem gram, der sie im Tor zurechtweist, und verabscheuen den, der ihnen die
Wahrheit sagt. Darum, weil ihr die Armen unterdrückt und nehmt von ihnen hohe
Abgaben an Korn, so sollt ihr in den Häusern nicht wohnen, die ihr von
Quadersteinen gebaut habt, und den Wein nicht trinken, den ihr in den feinen
Weinbergen gepflanzt habt. Denn ich kenne eure Freveltaten, die so viel sind,
und eure Sünden, die so groß sind, wie ihr die Gerechten bedrängt und
Bestechungsgeld nehmt und die Armen im Tor unterdrückt. Darum muss der Kluge zu
dieser Zeit schweigen; denn es ist eine böse Zeit. Suchet das Gute und nicht
das Böse, auf dass ihr leben könnt, so wird der HERR, der Gott Zebaoth, bei
euch sein, wie ihr rühmt. Hasset das Böse und liebet das Gute, richtet das
Recht auf im Tor, vielleicht wird der HERR, der Gott Zebaoth, doch gnädig sein
denen, die von Josef übrigbleiben.
Thema:
Nehmt Gott endlich ernst! Sucht das Gute! Hasst das Böse!
Auslegung:
Hält Amos hier nicht auch unserer Gesellschaft einen Spiegel
vor? Sind seine alten Worte nicht brandaktuell? Sind die großen Skandale rund
um die Prominenz Deutschlands nicht nur die Spitze eines Eisberges? Würde es
die Mehrheit unseres Volkes nicht genauso machen? Nicht was gut ist, interessiert, sondern was vorteilhaft ist. Unsere Gesellschaft befindet
sich im ethischen Sturzflug. Die
Gemeinschaft ist am Zerfallen. Wie könnte erreicht werden, dass das
herunterrasende Flugzeug sich wieder fängt und Aufwind bekommt?
Amos gibt eine klare Antwort:
Wieder nach dem fragen, was gut ist! Gott
endlich ernst nehmen! Gott ist gegen Korruption und Bestechlichkeit. Er mahnt,
Geringe nicht zu verachten. Er warnt davor, die Armen vor Gericht zu
übervorteilen. Er entlarvt alle menschenverachtenden Machenschaften und kündigt
sein Gericht an.
Ein Zeichen dieses Gerichts ist das Schweigen der Klugen
und Guten. Ist das nicht heute unser Problem? Nicht wie klug und
ehrlich einer ist, entscheidet über dessen politische Karriere, sondern wie gut
er sich verkauft. Ein anderes Zeichen des Gerichts: Feste Häuser bieten keine Sicherheit mehr. Das unzerstörbare
World-Trade-Center stürzt ein. Die innere Sicherheit wackelt. Und die
unantastbare Menschenwürde ist nicht mehr heilig.
Was tun? Mit ganzer Leidenschaft ruft Gott durch
seinen Propheten Amos einem jeden Einzelnen unseres Volkes zu: Kehrt um! Suchet
das Gute! Liebet
das Gute! Vielleicht wird der
HERR doch noch gnädig sein!
Gebet:
Herr, auch in meiner Nähe gibt es Menschen, die wie vom Leben ausgeladen erscheinen. Ich bitte um geöffnete
Blicke für diese Menschen und für meine Möglichkeiten ihnen zu helfen.
Impuls:
Die richtige Vorbereitung auf den Tag des Herrn geschieht nicht durch Spekulationen. Vielmehr durch den tätigen Glauben, der sich den Herausforderungen der Gegenwart stellt. Die Gewissheit, dass Jesus wiederkommt, macht uns Beine, öffnet unsere Hände und bewahrt uns einen kühlen Kopf. Wo werde ich konkret für meine Umgebung aktiv? Woran mag es liegen, dass die Stimmen, die heute auf Bewahrung christlicher Werte dringen, kaum noch gehört werden?
Hintergrundinformationen:
v Beachten Sie die
Steigerung Hasset das Böse, liebet das Gute! und ihre Verknüpfung
mit der Forderung nach Gerechtigkeit im Tor. Das Tor war damals der Ort, an dem Gericht
gehalten wurde.
Autor dieser Andacht:
Rolf Trauernicht