Andacht zu Jesaja 55,6-12a
Mitten in's Herz (Sexagesimä), Tag 3

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Lesung:

Jesaja 55,6-12a

Suchet den HERRN, solange er zu finden ist; rufet ihn an, solange er nahe ist. Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum HERRN, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung. Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen, zu säen, und Brot, zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende. Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden.

 

 

Thema:

Der Mensch denkt groß – Gott denkt größer

 

Auslegung:

Viele üben sich in der Kraft des positiven Denkens, um ihr Leben in die optimale Spur zu bringen. Und sie scheinen Erfolg damit zu haben. Es ist etwas dran, an der Macht der Gedanken.

Allerdings stellt sich die Frage, welche Gedanken es sein sollen, die in meinem Leben mächtig werden. Möchte ich den Wunsch nach Erfolg, Glück, Reichtum oder Macht in mir groß werden lassen? (Tipp eines Lebensberaters: Nehmen sie sich jeden Tag eine Stunde Zeit um über ihre Finanzen nachzudenken. Sie werden in kurzer Zeit erfolgreich sein.) Sollen es negative oder depressive Gedanken sein?

Oder Gottes Gedanken? – Gottes Gedanken sind besser, mächtiger, größer und heilvoller als menschliche Gedanken. Sie sind nicht einfach wohlüberlegte Selbstsuggestion.

So wie ich einen Nagel in die Wand hämmere, um ein Bild aufzuhängen, so sind Gottes Gedanken für mich: Sie setzen eine neue Wirklichkeit. Sie schaffen Orientierungspunkte, an denen ich mich festhalten kann, und die ich niemals aus mir selbst hätte produzieren können. Da wirkt Gott selbst. Er richtet mein Denken und mein Leben ganz neu aus, weg von ichbezogenen, weltlichen Wünschen.

Wer Unrecht getan hat, entdeckt plötzlich einen Weg, damit fertig zu werden und neu anzufangen – durch die Vergebung die Gott schenkt. Wer an sich selbst zweifelt, erlebt, wie er auf Händen getragen und bedingungslos geliebt wird. Ein von Depressionen Geplagter, fasst neuen Lebensmut, weil er in Gott Halt findet. Ein Geiziger wird freigiebig, weil ihm plötzlich die Schätze im Himmel wichtiger sind als die auf der Erde. Ein Egotaktiker entdeckt die Nächstenliebe und Hingabe Jesu und wird sein Nachahmer.

 

Gebet:

Herr Jesus, deine Gedanken sind so groß und so reich. Schenke mir den Mut und die Freiheit, auf das, was du über mich denkst, zu achten. Sprich du zu mir und verändere dadurch meine Lebenswirklichkeit.

 

Impuls:

Achten Sie auf die Selbstgespräche, die Sie in Gedanken führen. Was sind Ihre Einreden (=das was Sie sich selbst über Ihr Leben einreden)? Stimmen sie mit den Gedanken Gottes überein?

 

 

 

Hintergrundinformationen:

v     Der Prophet Deuterojesaja richtete seine Botschaft an das Volk Israel im Exil. Gerade in dieser Situation sind die Worte unseres Textabschnittes eine große Herausforderung. Die Israeliten im Exil mögen gefragt haben, was denn so großartig an Gottes Plan sein soll, Israel in die Gefangenschaft zu führen und dort festzuhalten. Gottes Wirken ist auch für den, der ihm glaubt, nicht immer verständlich. Was ihm in seinem Leben passiert, ist für ihn nicht immer sofort mit der Liebe Gottes in Einklang zu bringen. Dennoch gilt es darauf zu vertrauen: Gottes Wege und Pläne sind „höher“ und besser, als unsere eigenen.

 

Autorin dieser Andacht: Adelheid Augustin