Andacht
zu 2.Mose 32,7-17
Der heiße
Draht (Rogate), Tag 3
Lesung:
2.Mose 32,7-17
Der HERR
sprach aber zu Mose: Geh, steig hinab; denn dein Volk, das du aus Ägyptenland
geführt hast, hat schändlich gehandelt. Sie sind schnell von dem Wege gewichen,
den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und
haben's angebetet und ihm geopfert und gesagt: Das ist dein Gott, Israel, der
dich aus Ägyptenland geführt hat. Und der HERR sprach zu Mose: Ich sehe, dass
es ein halsstarriges Volk ist. Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie
entbrenne und sie vertilge; dafür will ich dich zum großen Volk machen. Mose
aber flehte vor dem HERRN, seinem Gott, und sprach: Ach, HERR, warum will dein
Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus
Ägyptenland geführt hast? Warum sollen die Ägypter sagen: Er hat sie zu ihrem
Unglück herausgeführt, dass er sie umbrächte im Gebirge und vertilgte sie von
dem Erdboden? Kehre dich ab von deinem grimmigen Zorn und lass dich des Unheils
gereuen, das du über dein Volk bringen willst. Gedenke an deine Knechte
Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und verheißen
hast: Ich will eure Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel, und dies ganze
Land, das ich verheißen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen
es besitzen für ewig. Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk
zugedacht hatte.
(Mose
wandte sich und stieg vom Berge und hatte die zwei Tafeln des Gesetzes in
seiner Hand; die waren beschrieben auf beiden Seiten. Und Gott hatte sie selbst
gemacht und selber die Schrift eingegraben. Als nun Josua das Geschrei des
Volks hörte, sprach er zu Mose: Es ist ein Kriegsgeschrei im Lager.)
Thema:
Enttäuschung, Eifersucht, Zorn und dann?
Auslegung:
Die Israeliten halten es ohne Führer nicht aus und suchen sich einen andern Halt. Sie brauchen ein Vorbild, einen sichtbaren Orientierungspunkt. Ich bin sicher, dass jeder Mensch eine ganz tiefe Religiosität in sich hat. Die einen machen sie an Gott fest, die anderen an Götzen. Egal ob es das Geld, die Macht, der Ehrgeiz oder Menschen sind. Sinnlos kann keiner leben.
Unser Text zeigt uns einen
sehr enttäuschten und zornigen Gott. Ganz
menschlich äußert er seine Wut. Sein Volk wendet sich von ihm ab und betet ein
goldenes Kalb an. Interessant ist die Art und Weise, wie Mose mit ihm spricht. Er überhört, dass Gott ihm
alles allein geben will. Er denkt nicht an sich, sondern springt in die Presche
und kämpft für dieses unzufriedene, nervige Volk. Umgarnend, schmeichelnd und
erinnernd ringt er mit Gott.
Ich frage mich: braucht
Gott das? Oder will er unser Engagement, unsere innere Einstellung und Liebe zu
den Anderen testen? Wie viel ist uns unsere Aufgabe, unser Mitmensch, wert?
Leben wir nur egoistisch oder treten wir selbstlos für die uns Anvertrauten
ein?
Wie groß ist unser Gott,
dass er sich auf eine solche Diskussion einlässt und die Fürbitte, auf Grund eines
Beters (!), erhört und dem Volk vergibt.
Das macht mir Mut, wenn
ich die vielen Menschen um mich herum sehe, die sich von Gott abgewandt haben;
Mut zur Fürbitte; wenn es sein muss auf eine solch subtile Art, wie Mose und
Abraham gebetet haben.
Gebet:
Vater im Himmel ich sehe so viele Menschen, die dich nicht mehr brauchen. Vergib mir, dass sie bis jetzt für mich egal waren. Wie weh muss es dir tun, wenn keiner für sie einspringt. Schenke mir Mut zur Fürbitte, besonders auch für die, die mich so nerven. Gib mir die Leidenschaft von Mose und fang neu an mit mir und den Menschen um mich herum.
Impuls:
Gute
Führungskräfte braucht das Land in Kirche, Politik
und Wirtschaft. Mose ist uns da ein
großes Vorbild. Er denkt nicht an seine eigene Karriere oder seinen Vorteil,
nimmt auch Gottes Angebot nicht an. Nein, selbstlos tritt er in die Presche, kämpft und ringt mit Gott. Wie eine
verzweifelte, aber mutige Mutter argumentiert er - und sein Gebet wird
erhört.
Hintergrundinformationen:
v Wie Mose in unserem Text, so setzt
sich auch Abraham für die Menschen aus
Sodom ein. Vergleiche dazu 1.Mose 18,20-33
(23.Sonntag nach Trinitatis, Text 3).
Autorin dieser Andacht: Christa Roth