Andacht
zu Lukas 9,51-56
Das Ziel
im Visier (Estomihi), Tag 3
Lesung:
Lukas 9,51-56
Es begab
sich aber, als die Zeit erfüllt war, dass er hinweggenommen werden sollte, da
wandte er sein Angesicht, stracks nach Jerusalem zu wandern. Und er sandte
Boten vor sich her; die gingen hin und kamen in ein Dorf der Samariter, ihm
Herberge zu bereiten. Und sie nahmen ihn nicht auf, weil er sein Angesicht
gewandt hatte, nach Jerusalem zu wandern. Als aber das seine Jünger Jakobus und
Johannes sahen, sprachen sie: Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer
vom Himmel falle und sie verzehre. Jesus aber wandte sich um und wies sie
zurecht. Und sie gingen in ein andres Dorf.
Thema:
Jesus liebt die, die ihn abgewiesen haben.
Er verbietet uns, andere als hoffnungslosen Fall abzustempeln.
Auslegung:
Als das Jesus-Baby unterwegs
war, war kein Platz in der Herberge. In einem Stall wurde
Jesus geboren. Jetzt ist er wieder unterwegs,
diesmal nach Jerusalem. Wieder gewährt man ihm keine Herberge. Ein trauriger,
aber passender Auftakt für die Ereignisse der folgenden Tage: Die
Leidensgeschichte Jesu ist eine Geschichte des Abgewiesen-Werdens: Judas,
Herodes, der Hohe Rat, Pilatus sie alle wollen mit Jesus nichts zu
tun haben. Sie haben nichts für ihn übrig. Sie wollen ihn los haben. Deshalb
wird er an das Kreuz genagelt.
Die Jünger reagieren empört. Sie möchten den samaritischen
Herbergsverweigerern Gottes vernichtendes Gericht auf den Hals hetzen: Feuer vom Himmel über das gottlose Dorf, das dem Heiland
kein Obdach gewährt!
Seien wir ehrlich! Geht es uns nicht auch manchmal so? - wenn der
Unglaube anderer aus Granit zu sein scheint? wenn einer spöttisch lächelnd
sagt, er habe mit dem Glauben nichts am Hut? wenn in moslemischen Staaten
Christen blutig verfolgt werden? Knallen wir da nicht allzu leicht den Stempel
hoffnungsloser Fall drauf? Aber wer gibt uns das Recht dazu? Jesus weist
seine Jünger zurecht. Er verbietet ihnen, das unfreundliche Dorf abzustempeln. Er verbietet es auch uns.
Denn sein Auftrag ist es, gerade die bleibend zu lieben, die für ihn nichts übrig haben.
Deswegen wendet er sich schnurstracks nach Jerusalem. Das Ziel, das er anvisiert, ist das Kreuz. Jesus stirbt für seine Feinde,
anstatt sie zu vernichten. Das ist sein Weg.
Gebet:
Herr Jesus Christus, ich bekenne dir, dass ich immer wieder
Menschen abstempeln möchte. Ich möchte andere zum hoffnungslosen Fall erklären, weil ich keine Lust mehr habe,
mich mit ihnen auseinander zu setzen. Vergib mir
diese Lieblosigkeit. Lass mich den anderen neu ansehen. Gib mir liebende Augen für ihn.
Impuls:
1. Geben wir Jesus in unserem Leben eine Herberge? Oder sind wir wie die Samariter. Wo in meinem Alltag kommt Jesus unter?
2. Welche Menschen halten Sie für hoffnungslos gottlos? Überdenken Sie Ihre Meinung noch einmal. Bitten Sie Jesus um Vergebung.
Hintergrundinformationen:
v Die Samariter nahmen zur Zeit Jesu
eine Sonderstellung ein. Sie verehrten zwar denselben Gott wie die Juden,
hielten den Sabbat, ließen sich beschneiden, betrachteten aber nur die fünf
Bücher Mose als Heilige Schrift und erkannten Jerusalem nicht als Heilige Stadt
an. Daher rührt auch ihre ablehnende Haltung gegenüber den herbergssuchenden
Jerusalempilgern.
v Der Wunsch der Jünger, Feuer vom Himmel fallen zu lassen
erinnert an den Untergang der Städte Sodom und Gomorra (1.Mose 19).
Autor dieser Andacht: Robert Augustin