Andacht
zu Römer 14,10-13
Wer
richtet, der rostet (4.Sonntag nach Trinitatis), Tag 2
Lesung:
Römer 14,10-13
Du aber,
was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir
werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. Denn es steht
geschrieben: "So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle
Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen." So wird nun jeder von
uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben. Darum lasst uns nicht mehr einer
den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand
seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.
Thema:
Richten und Gerichtet-Werden
Auslegung:
Da ist dreimal von Richten die
Rede:
1. Andere richten.
2. Von Gott gerichtet werden.
3. Den Sinn
auf etwas richten.
Zu 1.: Wie denke ich über die Menschen, mit denen ich lebe und arbeite? Respektiere ich sie, oder finde ich sie unmöglich? Wenn ich mir abgewöhnen will, andere zu richten, - und dazu rät Paulus - dann muss ich erst einmal meine innere Haltung ändern. Ich muss lernen, den Mitmenschen zu achten, auch wenn es ein komischer Vogel ist. Er mag anders sein als ich. Aber deswegen ist er noch lange kein Versager oder Taugenichts. Vielleicht habe ich nur seine Qualitäten noch nicht entdeckt!
Zu 2.: Der Richterstuhl Gottes scheint ewig weit weg zu sein. Vielleicht aber ist er dir näher, als du denkst. Plötzlich und unerwartet kommt der Tod. Und dann wirst du dich vor Gott verantworten müssen. Denke daran! Der Apostel betont, dass das Gericht Gottes für alle Menschen unentrinnbar ist: alle Knie werden sich vor ihm beugen müssen.
Zu 3.: Wie bringt man ein kleines Kind, das sich irgend etwas in den Kopf gesetzt hat, davon ab? Antwort: Man lenkt seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Auch bei Erwachsenen funktioniert das. Was das Richten anbelangt: einfach woanders hinschauen: den Sinn nicht mehr auf die Fehler der anderen richten, sondern auf ihr Wohlergehen.
Gebet:
Herr Jesus Christus, du hast Fehler nicht nachgetragen, sondern vergeben. Du hast nicht gerichtet, sondern aufgerichtet
und geholfen. Gib mir
die Kraft umzudenken. Lass mich lernen, nicht mehr das Haar
in der Suppe zu suchen, sondern auf das Wohlergehen des Anderen zu schauen.
Impuls:
Prüfen Sie im Laufe des heutigen Tages einmal Ihre Maßstäbe, die sie anderen gegenüber anlegen. Überlegen Sie, ob Sie nach denselben Maßstäben auch von Gott gerichtet werden wollen? Wenn nicht, dann überdenken Sie Ihre eigenen Maßstäbe.
Hintergrundinformationen:
v Zum Richterstuhl Gottes
siehe auch Die große Abrechnung (Tag 3) zu 2.Korinther 5,1-10.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin