Andacht zu Lukas 3,1-9
Der die
Steine aus dem Weg räumt (3.Advent), Tag 2
Lesung:
Lukas 3,1-9
Im
fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus
Statthalter in Judäa war und Herodes Landesfürst von Galiläa und sein Bruder
Philippus Landesfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis und Lysanias
Landesfürst von Abilene, als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren, da geschah
das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste. Und er kam
in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung
der Sünden, wie geschrieben steht im Buch der Reden des Propheten Jesaja:
"Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des
Herrn und macht seine Steige eben! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle
Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade
werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden. Und alle Menschen werden
den Heiland Gottes sehen."
Da sprach
Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr
Schlangenbrut, wer hat denn euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn
entrinnen werdet? Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt
euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott
kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den
Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird
abgehauen und ins Feuer geworfen.
Thema:
Hätte Johannes der Täufer heute bei uns eine Chance?
Auslegung:
Wie wünschen wir uns eine Predigt und einen Prediger?
Vieles an Johannes dem Täufer würde uns wahrscheinlich
abstoßen. Ist seine Wüste nicht eintönig, vielleicht sogar gefährlich? Ist
seine Sprache nicht eigentlich eine Unverschämtheit? Ist er selber nicht ein
Chaot?
Wir haben unsere Ansprüche an
Verkündigung und
Verkündiger. Wollen wir uns vor allem wohlfühlen? Interessiert uns besonders
der Unterhaltungswert? Hoffen wir auf Hilfe, die uns so lässt wie wir sind?
Wie wünschen wir uns eine Tauffeier?
Sehen wir einmal davon ab, dass manche Gemeinden nur
Erwachsene, andere wieder vor allem Kinder taufen.
Was
feiern wir bei unseren
Taufen? Den Täufling? Unsere Familie? Unseren eigenen Glauben?
Unsere Gemeinschaft? Ein Fest mehr - und Feste soll man doch feiern, wie sie
fallen?
Die Gestalt Johannes des Täufers muss uns nicht liegen.
Aber einige seiner Worte und Taten
gehören zum Wesen unseres christlichen
Glaubens.
TAUFE. Für Johannes ist Taufe eine Veränderung des Lebens. Er bindet die Getauften an den
Willen Gottes und an die Hoffnung auf Gottes Reich. Wenn wir die Alten bleiben
wollen, machen wir Taufe lächerlich. Christen heißen wir durch die Taufe.
Christlich zu leben ist unsere Aufgabe.
TAUFE DER BUßE. Oder andere Worte, die das
gleiche sagen: UMKEHR. BEKEHRUNG. Die einen sagen: Das ist mir zu
fromm. Kirche soll mich begleiten, nicht verbessern. Die anderen sagen: Ich
habe mich längst bekehrt, schon vor Jahren, das habe ich nicht mehr nötig. Doch
Umkehr zur Liebe Christi brauchen wir
täglich.
TAUFE DER BUßE ZUR VERGEBUNG
DER SÜNDEN. Das ist
die Mitte unseres Glaubens: Christus nimmt uns an, so wie wir sind und führt
uns dann den Weg des Gehorsams - zu den "rechtschaffenen Früchten der Buße".
Gebet:
Vater im Himmel,
dein Wort kam zu Johannes, und
er tat deinen Willen.
Wir bitten dich, mach uns
willig, dir zu folgen, wenn dein Wort uns
trifft.
Impuls:
Versuche bei deinem Pfarrer (deinem Gemeindeleiter) zu unterscheiden, was dich menschlich an ihm stört und was dich geistlich herausfordert.
Auch von Menschen, die man kritisieren könnte, kann man sehr viel lernen.
Ergebnis:
Hätte Johannes der Täufer
heute bei uns eine Chance? Weit ist der Weg in seine Wüste. Abschreckend
sind seine harten Worte. Befremdlich ist das, was er tut. Taufe ist bei uns
normalerweise niedlicher, fröhlicher,
harmloser.
Hintergrundinformationen:
v
Das
Heilsgeschehen vollzieht sich in der Weltgeschichte. Sieben Namen bezeichnen die katastrophale Lage
Israels. Die Römer beherrschen das Land militärisch. Zwei werden genannt: Kaiser Tiberius,
14 n. Chr. bis 37 n. Chr. und Pontius Pilatus, sein Vertreter in Israel.
Politische Macht von Roms Gnaden hatten Söhne und Verwandte des grausamen Herodes des Großen: Drei Namen, dreimal der Titel
Vierfürst Herodes von Galiläa, sein Bruder Philippus
von Ituräa u. Trachonitis und Lysanias von Abilene. Und die beiden religiösen
Führer, auch ihre Namen kennzeichnen geistliche Zerrüttung: Hannas und Kaiphas.
Mitten in einer grausamen Welt verkündet der Gottesbote Johannes das Heil.
Autor dieser Andacht: Dekan Georg Güntsch