Andacht
zu Amos 3,3-8
Im
Auftrag des Herrn unterwegs (1.Sonntag nach Trinitatis), Tag 2
Lesung:
Amos 3,3-8
Können
etwa zwei miteinander wandern, sie seien denn einig untereinander? Brüllt etwa
ein Löwe im Walde, wenn er keinen Raub hat? Schreit etwa ein junger Löwe aus
seiner Höhle, er habe denn etwas gefangen? Fällt etwa ein Vogel zur Erde, wenn
kein Fangnetz da ist? Oder springt eine Falle auf von der Erde, sie habe denn
etwas gefangen? Bläst man etwa die Posaune in einer Stadt und das Volk entsetzt
sich nicht? Ist etwa ein Unglück in der Stadt, das der HERR nicht tut? - Gott
der HERR tut nichts, er offenbare denn seinen Ratschluss den Propheten, seinen
Knechten. - Der Löwe brüllt, wer sollte sich nicht fürchten? Gott der HERR
redet, wer sollte nicht Prophet werden?
Thema:
Gottes Wort hat eine zwingende
Logik. Was er sagt, geschieht auch.
Auslegung:
Der Prophet Amos redet nicht lange um den heißen Brei herum. In
seiner kernigen Sprache sagt er, was Sache ist. Zunächst nennt er sechs
Weil-Zusammenhänge, die jedem seiner Zuhörer einleuchten dürften:
Weil zwei sich einig sind, können sie
gemeinsam wandern. Logisch.
Weil der Löwe Raub hat, brüllt er. Logisch.
Weil ein Fangnetz da ist, fällt der
Vogel vom Himmel. Logisch.
Weil sie etwas gefangen hat, schnappt die
Falle zu. Logisch.
Weil die Posaune tönt, erschrecken
die Leute. Logisch.
Weil der Löwe brüllt, fürchtet man
sich. Logisch.
Kommentarlos fügt er zwei weitere Weil-Zusammenhänge hinzu, die
viele nicht hören wollen, die aber genauso logisch sind, wie die ersten sechs:
Weil Gott redet, werden
Menschen Propheten.
Logisch.
Weil Gott durch Propheten Unglück ankündigen lässt, geschieht es. Logisch.
Hört die Bereitschaft, logisch zu denken, bei vielen Menschen auf, sobald es um Gott und sein Wort geht? Damals fragte man, warum allein der alte israelitische Gott zu verehren sei. Viel schöner sei doch der Lust-Kult der Astarte oder der Macht-Kult des Baal. Interreligiosität sei angesagt. Gottes Logik wurde durch solche Gedanken aber keineswegs aufgehoben. Amos kündigte den Untergang des Königreiches Nordisrael an, gut zwanzig Jahre später existierte dieses nicht mehr.
Und heute? Werden da nicht auch vielfach Begriffe
wie Sünde, Hölle,
Gericht, Erlösung oder ewiges
Leben als nicht mehr
zeitgemäß abgetan? Gottes Logik wird dadurch keineswegs ausgehebelt. Was er
durch seine Apostel und Propheten ankündigt, wird ganz gewiss auch kommen.
Gebet:
Vater im Himmel, schenke mir neu die Einsicht, dass die Wahrheit weder durch demokratische Abstimmungen noch durch die Trends
unserer Zeit festgelegt wird, sondern dass du die Wahrheit bist. Schenke mir die Kraft und
die Zuversicht, mich von ganzem Herzen auf dich zu verlassen. Denn dein Wort ist Wahrheit.
Impuls:
Wo erleben Sie einen Konflikt zwischen dem Wort Gottes und den Trends unserer Zeit? Auf welche Seite schlagen Sie sich?
Hintergrundinformationen:
v Amos, der eigentlich
Hirt und Maulbeerzüchter war, war von Gott zum Propheten berufen worden. Er
lebte um 750 v.Chr und kündigte unter anderem die Zerstörung des Nordreiches
Israel an. Seine Prophezeiung erfüllte sich im Jahre 722 v.Chr. mit der
Zerstörung der Hauptstadt Samaria. An Amos, wie fast an allen wichtigen
Gestalten der Bibel, können wir sehen, dass nicht menschliche Wünsche und
Träume der Bibel zugrunde liegen, sondern Gottes unbequemes Wort, das die
Menschen gegen den Trend der Zeit zur Vernunft und zur Buße ruft.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin