Andacht zu Römer 3,21-28
Womit die Kirche steht und fällt (Reformationsgedenken), Tag 1

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Lesung:

Römer 3,21-28

Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus. Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.

 

 

Thema:

Gott beschenkt uns mit seiner Gerechtigkeit

 

Auslegung:

Ist je ein Mönch in den Himmel gekommen durch Möncherei, so wollte ich auch hineingekommen sein, urteilt Martin Luther über sein früheres, intensives Bemühen um einen gnädigen Gott. Beim Studium des Römerbriefes hatte er schließlich eine Entdeckung gemacht, die seiner unruhigen Suche ein Ende bereiten sollte: Gott beschenkt uns mit seiner Gerechtigkeit. Wir müssen sie uns nicht erarbeiten.

Wie hatte sich Luther zuvor abgerackert. Er wollte mit Gott in Ordnung sein. Er wurde Mönch. Aber er merkte: Ich schaffe es nicht! Totale Verzweiflung befiel den radikalen Klosterbruder. Er merkte, dass es keinen einzigen gerechten Menschen auf Erden gibt. Alle sind Sünder. Sie verfehlen den Sinn, den Gott für ihr Leben bestimmt hat: etwas sein zu seiner Ehre. Gerade für aufrichtig bemühte Menschen, die sich intensiv bemühen gut zu sein, kann das eine niederschmetternde Einsicht sein.

Und mitten hinein in diese Depression platzt Gottes Freudenbotschaft: Du musst dir nichts verdienen! Du musst nichts mehr beweisen! Jesus Christus hat die volle Gerechtigkeit für dich erworben und beschenkt dich damit. Glauben heißt: Dieses Geschenk annehmen und damit leben. Luther fühlte sich völlig neu geboren. Das hat ihn letztlich auch zum Hammer greifen lassen. Am 31.Oktober 1517 schlägt er seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Luther will seine Kirche aufrütteln. Er will aufmerksam machen auf den falschen Weg zur vermeintlichen Gerechtigkeit vor Gott: den Ablasshandel. Und Martin Luther will hinweisen auf den wahren Schatz der Kirche: die Botschaft, dass Christus von Sünden befreit hat. Wer daran glaubt, ist vor Gott gerechtfertigt. Die Kirche – das sind durch den Glauben gerecht gewordene Menschen.

 

Gebet:

Herr Jesus, ich kenne bei mir das Bemühen, ein besserer Mensch zu werden.

Ich weiß auch aus Erfahrung, wie oft ich damit gescheitert bin.

Ich will auf deine Leistung schauen. Ich akzeptiere dein Sterben für mich.

Ich will wegsehen von meiner Leistung. Ich vertraue dir.

Danke, dass ich mir den Himmel nicht erarbeiten muss.

Danke, dass du mich beschenkst.

 

Impuls:

Schreiben Sie auf einen Zettel: „Wir werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“ Legen oder kleben Sie sich den Zettel dorthin, wo sie mehrmals täglich an diese Tatsache erinnert werden. Sprechen sie dann jedes Mal ein Dankgebet für Ihre Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist.

 

Ergebnis:

Wir werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. (Röm. 3,24)

 

Hintergrundinformationen:

v     Ablass war ursprünglich der Erlass kirchlicher Auflagen, die man einem Christen im Zusammenhang der Beichte gemacht hatte, um die Ernsthaftigkeit seiner Buße zu gewährleisten. Zur Zeit Luthers konnte man Ablassbriefe käuflich erwerben. Nicht nur kirchliche Auflagen, sondern auch Gottes Strafen für die Sünden konnte man damit abtilgen. Dadurch entstand der Eindruck, dass man die Vergebung der Sünden mit Geld erkaufen könne. Dies steht in krassem Gegensatz zum Evangelium. Darauf macht Luther mit seinem Thesenanschlag 1517 aufmerksam. Die Papstkirche reagierte sehr empfindlich, da eine riesige Einnahmequelle durch Luthers Wirken gefährdet wurde.

 

Autor dieser Andacht:  Eberhard Trosse