Andacht
zu Jesaja 63,15-16.19b; 64,1-3
Weltuntergang
(k)ein Grund zur Panik (2.Advent),
Tag 1
Lesung:
Jesaja 63,15-16.19b; 64,1-3
So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen,
herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Deine große,
herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich. Bist du doch unser Vater;
denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht. Du, HERR, bist
unser Vater; "Unser Erlöser", das ist von alters her dein Name. Warum
lässt du uns, HERR, abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, dass
wir dich nicht fürchten? Kehr zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme
willen, die dein Erbe sind! Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben,
unsre Widersacher haben dein Heiligtum zertreten. Wir sind geworden wie solche,
über die du niemals herrschtest, wie Leute, über die dein Name nie genannt
wurde. Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor
dir zerflössen, wie Feuer Reisig entzündet und wie Feuer Wasser sieden macht,
dass dein Name kund würde unter deinen Feinden und die Völker vor dir zittern
müssten, wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten - und führest herab,
dass die Berge vor dir zerflössen! - und das man von alters her nicht vernommen
hat. Kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so
wohl tut denen, die auf ihn harren.
Thema:
Jesaja ist wütend, weil Gott zum Unrecht in der Welt schweigt. Wie passt das zur Güte Gottes?
Auslegung:
Da platzt dem Propheten der Kragen. "Wie
kann Gott sein Volk so lange zappeln lassen? In der Welt geht es
drunter und drüber. Gottes Name wird gelästert. Und Gott schaut
seelenruhig zu! Ist das der Gott, der sein Volk herzlich liebt? -
ein Vater, der wegschaut, wenn seine Kinder geschlagen werden? - ein Erlöser,
der nicht kommt?"
Ich kann den Ärger des Propheten verstehen. Ich verstehe
auch, wenn ein Mensch heute zornig ist
auf Gott, weil er Unrecht leiden oder
Schweres tragen muss.
Und das bewundere ich: Wie der Prophet seinem Ärger vor Gott Luft macht.
Wie der Prophet in der Zwiesprache mit Gott darum ringt, die Güte Gottes zu begreifen. Und wie seine Wut in's Vertrauen mündet. So kann Jesaja zum Schluss bekennen: "Kein Ohr hat gehört, kein Auge hat
gesehen einen Gott außer dir, der so wohl tut denen, die auf ihn harren."
Gebet:
Gott,
manchmal verstehe ich dich nicht,
manchmal bin ich wütend auf dich wie Jesaja.
Danke, dass du mich dann nicht loslässt,
sondern ich in deinen Händen geborgen sein darf.
Amen.
Impuls:
Schreiben Sie in Stichpunkten auf einen Zettel, was Sie an Gottes Handeln nicht verstehen oder was Sie daran wütend macht. Formulieren Sie daraus Gebete, die etwa so gestaltet sind: Herr, ich möchte dir vertrauen, aber ... [Ihr Stichpunkt] ...
Hintergrundinformationen:
v Das Wort
Erlöser bezeichnet den, der einen anderen von einer Verpflichtung
oder der Sklaverei freikauft.
v Als Vater
wird Gott im AT nur sehr selten bezeichnet. Umso häufiger verwendet
Jesus im NT diese Bezeichnung. Er bringt dadurch seine innige Verbingung mit
Gott zum Ausdruck, die auch wir durch Jesus haben dürfen.
v Offenbarungen Gottes im Feuer werden mehrmals im AT
berichtet, so z.B. bei der Erscheinung Gottes vor Mose im brennenden Dornbusch
(2.Mose 3) oder am Berg Sinai (2.Mose 19,16-21). Das Feuer versinnbildlicht die
große Macht Gottes.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin