1. Die Apostel hatten kein Motiv zu lügen
Wenn die Apostel die Geschichte von Jesus, oder auch nur das Wunderhafte dieser Geschichte nachträglich erfunden hätten, hätten sie irgend ein Motiv dafür haben müssen.
Geld als Motiv ?
Könnte es sein, dass die Apostel versuchten, aus ihrer Freundschaft zu Jesus Kapital zu schlagen? Das hätte so aussehen können: Nachdem Jesus gekreuzigt worden und gestorben war, hätten die Apostel in etwa das erfunden, was wir heute in den Evangelien vorliegen haben. Sie hätten begonnen, von Jesus zu predigen, unglaubliche Geschichten zu erzählen und die Leute aufzufordern, sich taufen zu lassen und in einer Gemeinde unter der Leitung der Apostel zu leben. Wer diesen Schritt getan hätte, wärde finanziell systematisch ausgenommen worden.
Ein Blick in das Leben der Urgemeinde zeigt jedoch, dass die Verhältnisse einer solchen Theorie nicht entsprechen.
Nirgends in der Apostelgeschichte oder in anderen Schriften wird erwähnt, dass die Gemeindeglieder der Urgemeinde zu finanziellen Abgaben verpflichtet wurden. Vielmehr geschahen solche Abgaben freiwillig. Die Christen waren offensichtlich davon überzeugt, dass Jesus bald wiederkommen werde. Deshalb verkauften viele ihr Hab und Gut. Der Erlös wurde an die Armen verteilt (vgl. Apg 2,37-47). Hätten die Apostel ein finanzielles Interesse gehabt, hätten sie das großangelegte Verteilen von Gütern wohl nicht hingenommen. Freilich werden die Apostel von der Gemeinde mit dem versorgt worden sein, was sie zum Leben brauchten (vgl. 1. Kor 9,18).1
Auch in der Geschichte von Ananias und Saphira in Apg 5 wird betont, dass es den beiden freigestanden hätte, ihren Acker zu behalten, oder aber ihn zu verkaufen und über den Erlös frei zu verfügen. Das Vergehen des Ehepaares bestand darin, dass sie vorgaben, den ganzen Erlös des Ackers als ein heiliges Opfer für Gott zu geben, dass sie in Wirklichkeit aber nur einen Teil des Erlöses bei den Aposteln ablieferten.
Wichtigtuerei ?
Ein weiteres Motiv könnte Wichtigtuerei sein. Das hieße: Den Aposteln hatte es gefallen, im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stehen und von allen bewundert zu werden. Gegen dieses Motiv spricht, dass schon recht bald einer aus der Gemeinde, nämlich Stephanus, für seinen Glauben hingerichtet wurde (vgl. Apg 7,54-59). Die Apostel mussten sich immer wieder vor Gericht verantworten (vgl. Apg 4 und Apg 5,17-42). Man drohte ihnen und legte ihnen nahe, nicht mehr von Jesus zu predigen. Sie aber ließen sich davon nicht beeindrucken. Soweit wir wissen, starben zehn der zwölf Apostel den Märtyrertod. Es ist ausgeschlossen, dass die Apostel dies alles für eine Lüge in Kauf genommen hätten, von der sie genau gewußt hätten, dass es eine Lüge ist.
Andere denkbare Motive erscheinen noch unwahrscheinlicher. Absurd ist z.B. folgender Gedanke: Die Apostel konnten nicht wahrhaben, dass Jesus wirklich tot war. Deswegen schafften sie seine Leiche beiseite und verkündigten, er sei auferstanden. Zu einer so derben Leichenschändung und verfrorenen Lüge wären die um ihren Meister trauernden Jünger niemals fähig gewesen.
E r g e b n i s :
Es gab für die Apostel kein Motiv, die Jesusgeschichte zu erfinden.
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